Gibt mir Stoff, Baby!

Auch Außerirdische sind suchtgefährdet

Gustl und Armin, zwei passionierte Zecher, diskutieren über die Möglichkeit außerirdischen Lebens, während sie unter dem sternenklaren Himmel einer Tiroler Nacht sitzen. Was sie nicht wissen: Ein Raumschiff voller drogensüchtiger Außerirdischer namens Vignionen nähert sich der Erde mit einer besonderen Mission. Ihre Aufgabe? Einen fähigen Behindertenpädagogen zu finden, der ihre wahnsinnig gewordenen Richard-Nixon-Klone betreuen kann. Als die Vignionen ihren Agenten Mr. Foo auf die Erde schicken, nehmen die Ereignisse eine dramatische Wendung, und die unscheinbare Karolin Gerber, eine erschöpfte Pflegekraft, gerät plötzlich in den Mittelpunkt eines intergalaktischen Abenteuers.

Während die Welt auf die Entdeckung eines unbekannten Objekts im Erdorbit reagiert, wird Karolin von den Vignionen entführt und sieht sich mit einem unmöglichen Jobangebot konfrontiert. Im Raumschiff trifft sie auf die Seelen verstorbener Berühmtheiten wie Elvis Presley und Marilyn Monroe, die nun in neuen Körpern leben. Inmitten des Chaos und der skurrilen Begegnungen muss Karolin eine Entscheidung treffen: Kehrt sie zu ihrem anstrengenden Alltag auf der Erde zurück, oder hilft sie den Vignionen, ihre verrückten Klone zu bändigen und rettet so möglicherweise zwei Welten?

June 2004

Kapitel 1

“Glaubst du, wir sind die einzigen Lebewesen im Universum?” Gustl richtete seinen Blick auf den klaren Sternenhimmel. Er hatte seinen Rekord gebrochen. An diesem Abend hatte er 28 Dosen Bier getrunken. Das war ihm bisher noch nie gelungen. Allerdings... vielleicht war es ihm doch schon einmal gelungen, nur wusste er es nicht mehr, weil er so viel getrunken hatte. Das verwirrte ihn, also beschloss er, an etwas anderes zu denken. Allerdings war “denken” sicher nicht die richtige Bezeichnung für die unnatürlichen Vorgänge in seinem Gehirn.

Wie ein abgeschossener Fasan lehnte er auf dem Boden gegen die Steinmauer des Lokals. Die Felsbrocken gruben sich in sein graues Haar. Er spürte aber nichts davon, weil der Alkohol nur die wenigsten Wahrnehmungen zuließ.

“Wenn du so weitersäufst, gehörst du sicher nicht mehr zu den lebenden Lebewesen”, lallte der kleine Tiroler neben ihm. Auf seinem Hinterkopf war durch sein kurz geschorenes, dunkelblondes Haar gerade noch eine Tätowierung zu sehen. Leider war es zu dunkel, um zu erkennen, ob sie tatsächlich das Ferrari-Wappen oder etwas Unanständiges darstellte.

Unbeirrt setzte Gustl seine Überlegungen fort. “Manch einer behauptet, es gäbe Leben auf anderen Sternen.” Der Tiroler, der zwar Armin hieß, diese Tatsache aber nichts zur Geschichte beiträgt, schüttelte nur den Kopf. “Andere behaupten gar, die Sterne selbst seien am Leben.” Diesmal schüttelte Gustl den Kopf. Seine Augen weiteten sich, als versuche er, an dieser Aussage etwas zu erkennen, was nicht offenkundig war. “Wer so etwas behauptet, steht sicher unter Drogen... oder er ist besoffen... sozusagen... sternhagelvoll!”

Über diesen Witz wollte Armin lachen, doch sein Gelächter wurde durch eine kleine Lawine Erbrochenem erstickt, die ihm aus dem Mund strömte.

Gustl elaborierte weiter. “Eines steht jedoch fest: Das Universum ist unendlich. Deswegen können wir, rein statistisch betrachtet, im Universum gar nicht allein sein.”

Armin ärgerte sich, dass er sich den Pullover vollgekotzt hatte. Mit dem Ärmel wischte er sich das Erbrochene weg. Dann bemerkte er, dass es keinen Sinn machte, weil der Ärmel auch ein Teil seines Pullovers war. Dann ärgerte er sich wieder. Er hörte gar nicht mehr zu, was Gustl ihm mitteilen wollte.

“Außerirdische haben sicher schon die Erde besucht. Denn wo sonst gibt es so gutes Bier und so billige Drogen?!”

Zufrieden mit seiner Aussage, schlief Gustl ein, kippte um und kuschelte sich gemütlich in Armins Kotze. Er träumte von UFOs.

Einige Millionen Kilometer über ihnen glitt ein Raumschiff bedrohlich durch das Vakuum des Weltraums. Es flog in Richtung Erde. An Bord befanden sich Vignionen, eine Rasse drogensüchtiger Aliens. Dies ist ihre Geschichte.

Kapitel 2

“Also, Monika, ich hab in letzter Zeit so viel zu tun, ich weiß einfach nicht mehr, was ich heute noch erledigen muss.” Karolin Gerber warf ihr langes dunkles Haar zurück und nahm den Telefonhörer in die andere Hand.

“Wieso denn, liegt das am Urlaub des Direktors?”, fragte Monikas Stimme am anderen Ende der Leitung.

“Ja, er ist für drei Wochen im Urlaub, und ich vertrete ihn in der Zwischenzeit. Zusätzlich zu meiner Pflegetätigkeit musste ich heute eine Pressekonferenz halten, wegen der Missbrauchsvorwürfe in anderen Heimen. Ich musste den Journalisten klar machen, dass so etwas bei uns nicht passieren kann. Außerdem musste ich einen ganzen Haufen Bürokram erledigen. Ach Gott! Heute kommt auch noch das Röntgengerät. Ich muss die Übernahme beaufsichtigen. Langsam reicht es mir wirklich. Ich weiß einfach nicht, warum ich überhaupt noch als Behindertenpflegerin arbeite. Die Bezahlung ist mies, die Arbeitszeiten sind unmöglich und der Arbeitsplatz ist weit weg von der Zivilisation. Monika, der anfängliche Idealismus ist einfach verflogen. Aber was rede ich so lange über mich. Erzähl du mir, was du in letzter Zeit so treibst!”

Karolin knetete sich die Schläfe, sie merkte, dass Kopfschmerzen herannahen wie ein plötzlich hereinbrechendes Gewitter. Sie lauschte Monikas Schilderungen nur nebenbei.

“Na ja, du weißt ja, ich bin jetzt schon drei Tage mit Peter zusammen, es wird eine richtig dauerhafte Beziehung. Ich bin sehr aufgeregt. Und wie sieht es mit dir und den Männern aus?”

Diese Frage riss Karolin wieder in die Wirklichkeit zurück. Das Thema war ihr unangenehm.

“Monika, bitte zieh mich damit nicht auf. Ich weiß, dass ich nicht mehr jünger werde, aber man wird doch wohl mit 36 noch Single sein dürfen!”

“Was ist eigentlich mit...”

“Nenn seinen Namen bloß nicht!”, unterbrach Karolin, “Er geht mir schon so sehr auf die Nerven. Ich will einfach nichts von ihm. Er will es aber nicht begreifen! Außerdem weißt du sowieso, wer mein Traummann ist.”

Monika raunzte, “Jaaaa, John Lennon!”

“Ist er nicht süß!?!”

“Ja, er war süß. Jetzt ist er aber tot und verwest! Du musst realistisch denken!”

“Du klingst wie meine Mutter.”

“Sie hat aber recht.”

“Du, Monika, ich muss jetzt Schluss machen, die Monteure für die Röntgenmaschine sind gerade angekommen. Ich muss mal schauen, was sie machen... Tschau!”

“Machs gut!”

Karolin legte auf, sie hatte Monikas Gerede satt. Mit weit ausholenden Schritten ging sie den Gang hinunter auf die Monteure zu.

“Also, meine Herren! Was kann ich für Sie tun?”

“Also, wir haben jetzt die letzten Teile von der Röntgenmaschine montiert. Jetzt müsste sie funktionieren.” Der dicke Mann mit dem blauen Overall wirkte, als habe er bereits zu viel oder noch zu wenig getrunken.

Karolin beschloss, ihn so schnell wie möglich loszuwerden. “Danke, brauchen Sie noch etwas?”

Der Mann sah sie verblüfft an, als habe er etwas völlig Selbstverständliches vergessen. “Ja, klar! Ein Geld wäre nicht schlecht!”

Mit geübten Bewegungen schrieb Karolin ihm etwas auf einem Vordruck und reichte es ihm. Sie musterte ihn, als wolle sie keine Widerrede hören und sagte: “Damit gehen Sie in die Buchhaltung zu Frau Weiland. Dort erhalten Sie diesen Betrag ausbezahlt. Auf Wiedersehen!”

Der Monteur nahm das Blatt Papier in die Hand, betrachtete es, als sei es von antiken Ägyptern verfasst worden, und steckte es in die Brusttasche seines Overalls. Wie ein Fahrzeug beim Aquaplaning sagte er: “Leiwand. Auf Wiederschaun, gnädige Frau!” und ging. Erst die dritte Tür, die er probierte, führte auch tatsächlich hinaus.

Nun hatte Karolin auch das erledigt. Jetzt musste sie in die Behindertenwerkstatt, um sich um ihre “Schützlinge” zu kümmern.

“Kaaaaarooooliiiin!”, hörte sie Markus bereits schreien. Sie folgte dem Hall seines Rufes. Markus saß in seinem Rollstuhl und strahlte sie mit einem Lächeln an. Obwohl sie wusste, dass in ihrem Beruf zu viel emotionale Nähe nur bitter machte, hatte sie diesen pummeligen Jungen mit den treuherzigen Augen und dem Herzen, das die ganze Welt zu umarmen versuchte, ins Herz geschlossen.

Sie setzte sich an den Töpfertisch zu ihm. “Vase für Blumen für dich, liiiiebe Kaaaaroooliiin”, blubberte Markus und verdrehte den Kopf beim Lächeln, als könne er so viel Freude allein über sein Gesicht nicht zum Ausdruck bringen.

Karolin nahm einen Teil des Tons und begann, zusammen mit dem Jungen einen Topf zu formen. Ein langer Tag erwartete sie. Markus gab ihr Kraft.

Kapitel 3

Der Mann, der Blut sehen wollte, hasste Invalide. Er konnte sie seit jeher nicht ausstehen. Jetzt aber war es schlimmer geworden. Seit Neuestem hatte er den Drang, sie zu töten! Töten!

Verstohlen zog er seinen langen Mantel zurecht, damit die vorbeigehenden Passanten am Bahnhof Hütteldorf nicht das lange Messer sahen, das er darin versteckte. Es war das Messer, mit dem er Behinderte töten wollte.

Er hasste Behinderte und liebte sein Messer. Er hatte ihm sogar einen Namen gegeben. Klarinda. Manchmal hörte er sie sprechen. Sie war seine einzige Freundin. Seine Klarinda.

Der Mann, der Blut sehen wollte, stieg in den Autobus. Er war aus gutem Grund dort. Oder besser gesagt, hielt er den Grund für gut. Eigentlich war es ein schrecklicher Grund. Denn dort stiegen immer Behinderte ein. Sie fuhren zu einem Heim, das am Rande zum Wienerwald lag. Man ließ sie unbeaufsichtigt fahren. Das war seine Chance, sich einen von ihnen zu schnappen. Er hasste Behinderte (hasste hasste hasste). Sein Verstand drehte sich. Der Mann stand im Bus und hielt sich an einem Haltegriff fest. Bei jeder Haltestelle stiegen mehr Behinderte ein. In Hadersdorf steig er aus. Er musste warten (warten warten warten). Zwar war er völlig übergeschnappt, trotzdem wußte er, dass er auf den richtigen Zeitpunkt warten musste. Gerade als er begann, sich zu beruhigen, kamen sie. Eine ganze Gruppe von ihnen (wie er sie hasste!). Er folgte ihnen. Und hasste. Und alles drehte sich. Nur Klarinda nicht. Sie summte dem Mann leise ein Lied vor.

Kapitel 4

Da die Menschheit im Vergleich zu Bevölkerungen anderer Planeten in der Raumfahrt nicht besonders weit gekommen ist, kann man getrost davon ausgehen, dass jedes Raumschiff, das zur Erde kommt, ein außerirdisches Raumschiff ist. So lag auch an diesem Tag ein außerirdisches Raumschiff in der Erdumlaufbahn. Die Außerirdischen, die darin lauerten, nannten sich Vignionen.

Seit den 50er-Jahren besuchen sie die Erde regelmäßig. Sie forschten ein wenig nach und kauften jede Menge Drogen ein. Die Vignionen beherrschten die Technik der Seelenwanderung. Sie konnten nicht ihre eigenen Seelen in die Körper anderer übertragen, sondern sammelten die Seelen anderer. Mittlerweile hatten sie schon eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Menschenseelen angehäuft.

Dabei handelte es sich hauptsächlich um prominente Erdenmenschen. Zu dieser erlesenen Runde gehören solch illustre Namen wie Elvis Presley, James Dean, Greta Garbo und Marilyn Monroe. Die meisten Prominenten waren unter mysteriösen Umständen verschieden oder hatten sich am Ende ihres Lebens vom öffentlichen Leben zurückgezogen und ein Leben der Abgeschiedenheit gewählt. Dabei waren ihnen die Seelen weggesaugt worden, als seien sie die letzten Reste einer Limonade in einem großen Becher eines Fastfood-Restaurants. Als neuen Behälter erhielten die Seelen junge, frische Körper, die nicht altern, allerdings ein wenig nach Plastik riechen.

Auch ein gewisser John F. Kennedy war einer, dessen Seele im Augenblick vor dem Tod herausgesaugt wurde. Obwohl dieser Mann zu seiner Zeit einer der berühmtesten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika war, kennen ihn die meisten jungen Menschen auf Erden nicht. Wahrscheinlich liegt das daran, dass er viel zu selten als Figur in einem Videospiel vorkommt.

In der Verwaltungsperiode nach Kennedy drehten die Vignionen ihren Plan um. Sie wollten selbst den US-Präsidenten stellen. Zu diesem Zweck fertigten sie 500 Richard-Nixon-Klone an. Diese erschreckend ähnlichen Duplikate des kleinen stämmigen Mannes mit den Geheimratsecken wie Fußballfelder konnten nur deshalb so überzeugend hergestellt werden, weil genetisches Material aus der Nase des Mannes als Grundlage diente. Die Vignionen verpassten Nixon eine synthetische Seele, die sie auf alle Klone kopierten. Was die Vignionen mit dem richtigen Nixon machten, der eigentlich die Wahl gewonnen hatte, ist nicht überliefert und vermutlich auch nicht besonders interessant. Der Grund, warum ein Klon nicht ausreichte, war, dass die Nixons sehr fehleranfällig waren. Immerhin war das genetische Ursprungsmaterial nicht besonders hochwertig, außerdem hatten die Vignionen den Dreh beim Klonen noch nicht richtig heraus.

Als Nixon wegen einer lächerlichen Abhöraffäre zurücktreten musste, blieben die Vignionen auf ihren Klonen sitzen. Das Raumschiff, das sich gerade in der Nähe der Erde befand, konnte 400 Klone in seinen Stauräumen unterbringen. Das ging zwar eine Weile gut, doch in den letzten Jahren ließen sich das die Klone immer weniger gefallen. Immerhin waren sie es gewohnt, unter präsidialen Bedingungen zu residieren. Sie rebellierten. Warum dieses Schiff nun zur Erde gekommen war, blieb noch ungewiss.

Das Sonnenlicht spazierte die silbergrüne Oberfläche des Raumschiffes entlang, als inszeniere es das sportliche Design für eine besonders teure Fernsehwerbung. Von außen sah es noch friedlich aus, mit seinen sechs flossenartigen Flügeln und einer Blase, die aussah, wie ein Stück luxuriöser Seife. Das war die Brücke. Im Inneren herrschte eine Art von Beklommenheit, die nur 400 Klone auslösen können.

Auf der Brücke wippte Dr. Spectacular in seinem Lieblingssessel hin und her und nuckelte dabei an seinem Daumen. Das tat er immer, wenn er Sorgen hatte. In letzter Zeit war das die einzige Beschäftigung, die ihm half, wahnsinnig zu bleiben, damit er sich nicht ernsthaft mit der Wirklichkeit auseinandersetzen musste.

Die Brücke schien wie aus dem intergalaktischen Ikea-Katalog zu sein. Eine Wand wurde von einem riesigen Bildschirm eingenommen, an den eine Playstation 2 angeschlossen war. Davor standen zwei Pulte mit Drehsesseln. Links und rechts standen unglaublich kompliziert aussehende wissenschaftliche Geräte, auf denen abertausende Lämpchen brannten. Keiner auf dem Schiff wusste, wozu die Lämpchen gut waren, sie wirkten aber beruhigend, deshalb störte das auch niemanden. Auf dem Boden lag ohne erkennbaren Grund eine blaue Schaufensterpuppe.

Spectacular saß auf dem Thron, der die Mitte der Brücke prangte. Wie alle Vignionen hatte auch er blaue Haut und Arme mit mehreren Gelenken. Im Gegensatz zu seinen Artgenossen trug er mit Vorliebe Stirnbänder. Früher war er ein großer Fan von Björn Borg gewesen, der seinerseits berühmter Tennisspieler und Freund des Knäckebrotes gewesen war.

Mit einem breiten Grinsen auf dem nicht besonders wohlgeformten Gesicht sagte sich Dr. Spectacular, alles sei unter Kontrolle, alles werde gut gehen. Leider wusste er auch, warum er das tat. Er wusste, dass er sich selbst nur beruhigen wollte, weil er ebenfalls wusste, dass rein gar nichts unter Kontrolle war und die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt irgendetwas gut gehen würde, geringer war als seine Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen.

Obwohl man es kaum für möglich halten konnte, wurde sein Lächeln breiter. Der elektrisierende Zustand der Sorge gefiel ihm. Deshalb unterbrach er die Selbstsuggestion und vergewisserte sich am Kontrollpult, dass die Radarabwehr noch eingeschaltet war. Schließlich wollte er nicht, dass die Menschen auf der Erde die Anwesenheit ihres Raumschiffes orten konnten.

Spectacular zündete sich einen Joint an, zündete ihn mit einem Zippo-Feuerzeug und drückte auf sein Stirnband. Als Antwort leuchtete das Stirnband auf, als sei der Vignione eine religiöse Figur, welcher der Heiligenschein abgestürzt war. Spectacular war weder heilig, noch war etwas abgestürzt. Das Stirnband war sein Funkgerät. Abstürzen würde Dr. Spectacular erst später. Dazu war er noch nicht “high” genug.

Mit leiernder, aber gebieterischer Stimme sprach er in die Luft hinein. “Hey, Mr. Foo! Coolster aller coolen ersten Offiziere! Hier spricht dein noch coolerer Kapitän. Komm zu mir. Aber vorher: komm zu dir!”

Einen Moment lang schien sein Befehl keine Reaktion hervorzurufen. Das war er gewohnt. Niemand hörte jemals auf ihn. Doch allmählich zeigte sich, dass die vermeintliche Schaufensterpuppe in Wirklichkeit Mr. Foo hieß und ein ziemlich dicker Vignione mit orangem Haar war.

Spectacular zuckte zurück, als er merkte, dass er die ganze Zeit über gar nicht alleine gewesen war. “Häh! Hier bist du also im Drogenrausch zusammengebrochen!”

Mr. Foo richtete sich so langsam auf. Es hatte fast den Anschein, seine Nervensignale müssten sich ihren Weg durch ein halbes Dutzend illegaler und ein Dutzend legaler Substanzen bahnen, bevor sie die richtigen Muskeln erreichten. Spectacular sah, wie schwer es seinem ersten Offizier fiel, deshalb warf er ihm seinen Joint zu. “Hier! Mach einen Zug, dann bist du wieder lebendig.”

Als habe er darauf gewartet, fing Foo den Joint mit den Lippen auf und saugte kräftig daran. Den Rauch ließ er aus der Nase entweichen. Sichtbar zu Kräften gelangt, richtete er sich völlig auf und produzierte jenes beinahe unverständliche Gemurmel, das er für Sprechen hielt: “Hey, Boss! Was los?”

Spectacular sah ihn verwundert an. “Mr. Foo, das reimt sich ja! Und was sich reimt, ist gut. Wie geht es unseren Richard-Nixon-Klonen?”

Foo machte einen kräftigen Zug am Joint und dachte darüber nach. Als falle ihm überhaupt erst ein, wovon die Rede war, antwortete er: “Ähm... schrecklich... einfach entsetzlich. Ihr Zustand verschlimmert sich. Sie verlieren den Verstand. Jetzt halten sie sich für Harald Juhnke und bestehen darauf, Watergate sei eine Art von Cocktail. Dr. Spectacular, wir brauchen Hilfe!”

“Hey, Mr. Foo. Nicht uncool werden!” Inzwischen war Dr. Spectacular darauf gekommen, dass er deshalb keinen Joint mehr hatte, weil er ihn Foo gegeben hatte. Aus einer Hosentasche holte er einen neuen und zündete ihn an. “Dafür sind wir ja zur Erde gekommen. Hier werden wir die Lösung finden. Zuerst müssen wir mit unserem Agenten auf diesem Planeten Kontakt aufnehmen.”

Mit einem Ausdruck der nicht unwillkommenen Benommenheit starrte Foo das glühende Ende des Joints an. Langsam, sehr langsam sickerten Spectaculars Worte ein. Nachdem er sogar ihre Bedeutung verstanden hatte, riss er seinen Blick los und richtete ihn auf seinen Kapitän. “Aber, Dr. Spectacular, unsere Kommunikationssysteme funktionieren nur, wenn wir die Radarschutzsysteme ausschalten.”

“Foo, verschwende nicht meine Zeit mit solchen sinnlosen Aussagen! Wir müssen das Risiko eingehen, dass die Erdenmenschen unsere Anwesenheit orten.” Spectaculars Gesichtsausdruck wurde nachdenklich, als ob er tatsächlich in Erwägung zog, das Wagnis einzugehen, über etwas nachzudenken. Er entschied sich dagegen. “Mr. Foo! Ich habe keine Ahnung, wo man das Radarschutzsystem abdreht. Deshalb befehle ich es dir. Dreh es ab!”

“Okay, Boss!”

Kapitel 5

Alle Ortungssysteme auf der Erde, die ins Weltall gerichtet waren, schrien auf, als hätten sie nur darauf gewartet, ihre Existenzberechtigung zu erfüllen: Ein unbekanntes Objekt flog um die Erde. Was war es bloß? Niemand auf der Erde wusste es.

Die Vereinigten Staaten von Amerika beschuldigten “die Achse des Bösen”, diesmal Nordkorea, Syrien und den Iran. Die Franzosen wollten sich auf niemanden festlegen, weil sie nicht zugeben wollten, es sei nicht französisch. Die Engländer mussten zuerst warten, was die Amerikaner sagten, um danach zu behaupten, sie hätten es schon immer gesagt.

In Österreich kündigten die SPÖ und die Grünen Maßnahmen an. Welche dies seien, verrieten sie aber nicht. Jörg Haider beschuldigte die Bundesregierung. Die ÖVP schwieg, weil das unbekannte Flugobjekt weder die Wirtschaft noch die Situation der Weinbauern beeinflusste.

Die österreichischen Medien reagierten reflexartig. Der “Wiener” beschuldigte Herbert Fux. Die “Kronen Zeitung” behauptete, Franz Fuchs habe zusammen mit Jack Unterweger und den “Mörder-Schwestern von Lainz” einen geheimen Stützpunkt im Weltall gebaut. Die Tatsache, dass ein Großteil der Akteure bereits tot war, störte die Macher der größten Tageszeitung Österreichs keinesfalls.

“News” hielt sich nicht lange mit Erklärungen auf, sondern interviewte Prominente zu ihrer Meinung und startete ein UFO-Gewinnspiel. Hans Pretterebner baute die Erklärung in sein neuestes Werk ein. Im Bestseller “Der letzte Ruheplatz der Lucona” behauptete er standhaft, die ugandische Geheimpolizei habe für Udo Proksch das Lucona-Wrack ins Weltall geschickt. Einzig “Die Ganze Woche” stellte keine Vermutungen an. Das Blatt beschuldigte auch niemanden, sondern lieferte harte Fakten: “Ost-Mafia-Stützpunkt im Weltall”.

Dr. Spectacular nahm sein Nokia-Handy heraus, das er bei seinem letzten Besuch auf der Erde bei eBay ersteigert hatte, suchte die Telefonnummer seines Agenten auf der Erde aus und rief an. Auf der Erde lag Gustl noch immer in Armins Erbrochenem. Ein mit Vibrieren kombiniertes Läuten in seiner Hemdtasche weckte ihn. Benommen betrachtete er das Display seines Mobiltelefons, das zufälligerweise von Nokia war, obwohl das Unternehmen keinesfalls der offizielle Sponsor der Vignionen war.

“Hallooo?”, sprach Gustl hinein.

“Hi, Hektoliter! Ich bin’s, Spectacular!”

“Hey, Spectacular, lange nicht mehr gehört, wie raucht es sich denn?” Vom Alkohol noch völlig berauscht, vergaß Gustl darauf, überrascht zu sein.

“Danke, prima. Wir haben aber trotzdem ein uncooles Problemchen. Jemand muss sich um unsere 400 Richard-Nixon-Klone kümmern. Sie waren ja schon von Haus aus verrückt. Jetzt werden sie aber völlig plemplem.”

Gustl wusste noch immer nicht genau, warum seine Freunde ihn “Hektoliter” nannten. Er hatte seinen Weinkonsum bereits seit langem eingestellt und trank nur noch Bier. Plötzlich fiel ihm ein, was er sich für den Tag vorgenommen hatte. Völlig gelangweilt hörte er hin. Eigentlich interessierte ihn das alles nicht. Er wollte nur sein nächstes Bier trinken. Vielleicht schaffte er an diesem Tag 29 Dosen.

“Dr. Spectacular, da kann ich nur raten, einen Behindertenpädagogen zu suchen. Nur eine qualifizierte Fachkraft hat die Fähigkeiten, mit den Nixons fertig zu werden. Doch leider bin ich auf den syrischen Golan-Höhen, hier gibt es zwar Behinderte, aber leider keine Pfleger.” Gustl dachte kurz nach, wie er Spectacular zu verstehen geben konnte, dass er das Gespräch nun beenden wollte. Er beschloss, ihm einfach die Wahrheit zu sagen. “Hey, Dr. Spec, ich möchte heute noch über zwei Dutzend Dosen Bier trinken, ich muss jetzt damit anfangen, sonst schaffe ich es nicht mehr.”

“Lieber Hektoliter, ich wusste, dass du uns helfen kannst. Danke und bleib cool!”

“Kein Problem, Dr. Spec, bleib auch du cool!”

Auf seinem Raumschiff beendete Dr. Spectacular das Gespräch mit einem Knopfdruck und machte einen Zug an seinem Joint. Einen Moment lang dachte er darüber nach, was Gustl Hektoliter ihm gesagt hatte. “Es gibt nur eine Lösung. Ich muss jemanden auf die Erde schicken, um mir einen Behindertenpädagogen zu finden! Aber wen soll ich schicken? Ich kann doch unmöglich selbst hin!” Da fiel ihm ein, dass die Schaufensterpuppe, die wie zusammengebrochen vor ihm lag, in Wirklichkeit sein erster Offizier Mr. Foo war. “Hey, Mr. Foo!”, schrie er so laut, wie seine rauchige Lunge es zuließ. Dadurch hatte er einen heftigen Hustenanfall, der Mr. Foo aus der Bewusstlosigkeit weckte.

“Jaaa?”, fragte Foo, allerdings nicht Dr. Spectacular, er hatte noch Resthalluzinationen von seinem Drogentraum.

“Mr. Foo! Sei so cool und schicke deine Seele in den Körper eines Erdlings. Ich gebe dir den Auftrag, einen Behindertenpfleger zu finden, der sich um unsere Nixons kümmern kann!”

Als Foo kapierte, dass er auf die Erde sollte, sprang er auf und war auf einmal völlig munter. Er liebte die Erde. Dort konnte er sich merkwürdige Drogen in die Blutbahn jagen und keiner würde es merken.

“Yup yup! Zu Befehl, Dr. Spectacular!”

Er schwang sich in einen Sessel, der in einem Friseursalon sicher nicht fehl am Platz gewesen wäre. Das lag an der Konstruktion, die über dem Sessel auf Kopfhöhe aus der Wand ragte, die an eine Trockenhaube erinnerte. “Bin schon im Seelen-Transport-Automaten und die Reise kann losgehen.”

Wie wendige Ballerinas tanzten Mr. Foos Finger auf der Schaltfläche neben dem Sessel. Die Trockenhaube leuchtete kurz auf und Foos Körper erschlaffte. Da sah er wieder aus wie eine blaue Schaufensterpuppe mit orangem Haar. Als sei er Elvis, der ein Gebäude verlässt, hatte Mr. Foos Seele seinen Körper verlassen. Sie wurde Tausende Kilometer weit auf die Erde geschleudert. Der Zufall sollte entscheiden, von welchem Menschenkörper sie Besitz ergreifen sollte.

Dr. Spectacular lehnte sich in seinen Kommandosessel zurück und stellte erschreckt fest, dass sein Joint ausgegangen war. Er zückte sein Feuerzeug und zündete sich den Glimmstängel wieder an. Hinter sich konnte er im Laderaum vierhundert Nixon-Klone wüten hören. Zur Beruhigung machte er einen derartig tiefen Lungenzug, dass er Flatulenzen davon bekam. “Bei der heiligen Cannabis-Pflanze, möge Mr. Foo erfolgreich sein!”

Kapitel 6

Mr. Foos Seele wurde auf die Erde katapultiert und suchte nach einem geeigneten Körper, um ihre Mission zu erfüllen. Der Zufall führte sie zu einem Menschen, der gerade in einer fürchterlichen Situation war.

In einem Pflegeheim wurde gerade eine neue Nachtschicht begonnen. Karolin Gerber, die engagierte Pflegerin, überprüfte noch einmal die Schlafräume ihrer Schützlinge. Sie wollte sicherstellen, dass alle ruhig und sicher schliefen. Als sie sich gerade umdrehte, hörte sie plötzlich ein Geräusch hinter sich. Ein Mann stand im Schatten, und ehe sie reagieren konnte, wurde sie angegriffen.

Instinktiv wehrte sich Karolin und schaffte es, den Angreifer mit einem Feuerlöscher zurückzudrängen. In diesem Moment betrat Mr. Foos Seele den Körper des Angreifers und übernahm die Kontrolle. Der plötzlich verwirrte Mann ließ das Messer fallen und taumelte zurück. Karolin, die noch immer voller Adrenalin war, nutzte die Gelegenheit, um den Sicherheitsdienst zu alarmieren.

Der Mann, nun unter Kontrolle von Mr. Foo, wurde von der herbeigeeilten Sicherheit überwältigt und festgenommen. Mr. Foo, der nun im Körper des Mannes gefangen war, verstand die Situation nicht ganz, wusste aber, dass er einen Weg finden musste, mit Karolin zu sprechen.

Kapitel 7

Mit einem zufriedenen Schwung ihrer Computermaus schaltete Karolin Gerber ihren iMac ab. Sie sah auf die Uhr. Es war schon halb elf. Für heute hatte sie genug getan. Die kaufmännischen Angelegenheiten der Anstalt waren zwar sehr zeitaufwändig, aber nun war sie damit fertig. Der Direktor würde nach seinem Urlaub alles in bester Ordnung vorfinden.

Sie atmete tief durch und lauschte dem Radio. “...Woman! I can hardly express, my mixed emotions at my thoughtlessness. After all... I’m forever in your debt!” Karolin seufzte. Jedes Mal, wenn sie John Lennon spielen hörte, musste sie fast weinen. Ihre Gedanken verloren sich in der Musik. Einen Augenblick lang wurde sie ein Teil der Nacht und ließ sich von ihren Träumen treiben. Sie spürte, dass Tränen ihren Weg aus ihren Augen bahnen wollten. Sie riss sich zusammen. Die Zeit der Träume war nun vorüber. Sie wollte schlafen gehen, um den morgigen Herausforderungen gewachsen zu sein.

Als das Lied vorüber war, kam irgendeine Nummer mit einem Rapper und einer blonden Sängerin, die so unwichtig klang, dass Karolin sich fragte, warum sich die Lautsprecher überhaupt die Mühe machten, Laute zu produzieren. Sie drehte es ab. Gedankenverloren spazierte sie den Gang entlang. Sie ging vorbei an der neuen Röntgen-Maschine und betrat die Schlafräume ihrer Schützlinge. Alles war ruhig. Durch das Glas in den Brandschutztüren betrachtete sie die schlafenden Gesichter. Markus kuschelte sich an seinen Kopfpolster und steckte sich den Daumen in den Mund.

Karolin lächelte. Vielleicht war der Idealismus doch noch stark genug. Jetzt wusste sie, dass alles gut ausgehen würde. Sie wusste, dass sie gebraucht wird.

Plötzlich bemerkte sie ein seltsames Leuchten im Raum. Bevor sie reagieren konnte, wurde sie von einem Lichtstrahl erfasst und fühlte sich plötzlich schwerelos. Ein Moment der Panik durchzuckte sie, doch dann war alles um sie herum in gleißendes Licht getaucht.

Kapitel 8

Sie machte die Augen auf. Weiß. Alles war weiß. Karolin blinzelte unsicher. So ein Weiß hatte sie noch nie zuvor gesehen. Es war, als leuchteten die Partikel der Luft. “Wo bin ich?”, fragte sie in das Leuchten hinein.

Eine Tür öffnete sich im Weiß. Elvis Presley trat hindurch. Das Weiß seines lächerlichen Glitzeranzugs wirkte beinahe gelb, weil alles um ihn herum so hell war. “Alles okay, Baby?”, fragte er mit einem starken amerikanischen Akzent. Er klang so wie damals, als er noch “Muss i denn” gesungen hatte.

Karolin konnte nicht glauben, wem sie gegenüberstand. Einige Sekunden verstrichen, bevor sie überhaupt begriff, was er sie gefragt hatte. “Transport?”, fragte sie.

Hinter Elvis trat Marilyn Monroe durch die Tür. Auch das Weiß, das sie trug, verlieh die Helligkeit eine Eierschalentönung. “Ja, Schätzchen. Du bist nicht mehr auf der Erde. Du bist jetzt im Weltall. Um genau zu sein: in einem Raumschiff.”

Karolin schloss die Augen. Sie war überzeugt davon, dass es sich nur um einen Traum handeln könnte. Wenn sie bis zehn zählte und die Augen wieder öffnete, dann wäre alles... 1... 2... 3... 4... 5... 6... 7... 8... 9... 10... ...noch da! Karolin starrte in Marilyns Gesicht. Sie lächelte den Star verwundert zu.

“Ich verstehe, dass du verwirrt bist”, begann Marilyn, “vielleicht kann dir Dr. Spectacular alles erklären.” Ein dünner Mann betrat das Weiß. Er hatte nicht nur beunruhigenderweise blaue Haut, sondern auch noch mehr Gelenke an den Armen, als Karolin so ohne Weiteres zu akzeptieren bereit war.

“Hi, ich bin Dr. Spectacular! Und du bist Karolin Gerber, eine Behindertenpädagogin!”

“Ja, ich weiß”, stellte Karolin wütend fest.

“Äh... natürlich wissen Sie das... Sie sind hier, weil wir ein Problem haben, bei dem Sie uns helfen können. Können Sie auf unsere 400 verrückten Richard Nixon-Klone aufpassen?”

“Was?”

Dr. Spectacular wiederholte seine Bitte.

“Nein!”, Karolin konnte nicht glauben, dass sie so ein Gespräch führte, “Ich will zurück zur Erde!”

“Aber... es ist nur ein Teilzeitjob, Sie können auf der Erde Urlaub machen. Wir geben Ihnen alles, was Sie brauchen. Wir bauen einen eigenen Satelliten mit Aufenthaltsräumen, Schlafzimmern, Spielhallen und allem, was Sie noch möchten! Und die Bezahlung!?! Hey, ich wünschte, ich bekäme so viel!”

Karolin stürmte an Spectacular und an den mittlerweile kopulierenden Stars vorbei. Sie wusste zwar nicht, wohin sie wollte, aber bei Gott, sie wollte dorthin so schnell gelangen, wie sie nur konnte. Spectacular lief ihr den Gang entlang nach. Er hielt sie am Arm fest.

“Bitte! Bitte! Bitte! Wir sind sehr uncool verzweifelt. Wir brauchen Ihre Hilfe!”

“Nein!”

Karolin riss sich los und lief weiter. Sie passierte einige Türen, von denen sie aber nicht überzeugt war, dass sie in eine nützliche Richtung führten. Plötzlich blieb sie stehen. Sie hörte genau hin. Eine sanfte Männerstimme beim Singen. Sie kannte sie.

“Wer ist das?”, fragte sie verträumt.

Dr. Spectacular musste sich rasch einbremsen, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass Karolin so plötzlich stehen bleiben würde. Er musste einen Hustenanfall unterdrücken, um nicht die letzten Reste an Autorität einzubüßen. Es war schon lange her, seitdem er das letzte Mal laufen musste.

“Oh... das ist so ein Hippie-Rockstar, dem wir die Seele gerettet haben, kurz bevor ein verrückter Erdling, der ein Buch gelesen hatte, ihn erschossen hat. Ein irrer Kerl, echt cool!”

Eine Träne zeigte sich in Karolins Augenwinkel. Sie funkelte ein wenig im grellen Halogenlicht des Ganges und schlenderte die Wange hinab. Karolin musste sich an der Wand festhalten. Sie lauschte wie gebannt und starrte die Tür an, hinter der die Stimme klang. Nicht einmal bewegen wollte sie sich, denn es könnte sein, dass sie damit die Stimme vertrieb.

“...You may say that I’m a dreamer. But I’m not the only one. I know some day you will join us... and the world will be as one...”

Plötzlich wusste Karolin, dass sie bleiben wollte.

Ende